Internetsucht

Was ist Internetsucht?

Internetsucht (auch bekannt als pathologischer Internetgebrauch, Internetabhängigkeit oder Cyberabhängigkeit) bezeichnet ein zwanghaftes und exzessives Nutzungsverhalten des Internets, das zu einer deutlichen Beeinträchtigung des alltäglichen Lebens, der psychischen und physischen Gesundheit sowie der sozialen Beziehungen der betroffenen Person führt. Es handelt sich um ein nicht-substanzgebundenes Suchtverhalten, bei dem die Befriedigung durch die Nutzung des Internets selbst entsteht und nicht durch eine spezifische Substanz.

Kennzeichnende Merkmale der Internetsucht:

  • Kontrollverlust: Unfähigkeit, die Dauer und Häufigkeit der Internetnutzung zu kontrollieren, trotz des Wunsches oder wiederholter Versuche, dies zu tun.
  • Craving (Verlangen): Ein starkes, oft unabweisbares Verlangen oder Drang, online zu sein.
  • Entzugssymptome: Auftreten von negativen körperlichen oder psychischen Symptomen (z.B. Reizbarkeit, Angst, Unruhe, Konzentrationsschwierigkeiten), wenn die Internetnutzung reduziert oder eingestellt wird.
  • Toleranzentwicklung: Notwendigkeit, die Nutzungsdauer oder -intensität stetig zu steigern, um die gleiche befriedigende Wirkung zu erzielen.
  • Psychische und soziale Folgen: Vernachlässigung anderer wichtiger Lebensbereiche wie Arbeit, Schule, Familie, Freunde und Hobbys. Soziale Isolation, Leistungsabfall, finanzielle Probleme und Beziehungskonflikte können die Folge sein.
  • Fortgesetzter Gebrauch trotz negativer Konsequenzen: Die betroffene Person setzt die exzessive Internetnutzung fort, obwohl sie sich der negativen Auswirkungen bewusst ist.
  • Realitätsflucht: Das Internet wird als Mittel genutzt, um negativen Gefühlen, Stress oder Problemen im realen Leben zu entkommen.
  • Lügen und Verheimlichen: Versuche, das Ausmaß der Internetnutzung vor anderen zu verbergen.

Formen der Internetsucht:

Die Internetsucht kann sich in verschiedenen Formen manifestieren, wobei die häufigsten sind:

  • Sucht nach sozialen Medien: Exzessive Nutzung von Plattformen wie Facebook, Instagram, TikTok etc.
  • Cybersexsucht: Zwanghafter Konsum von pornografischem Material und/oder Teilnahme an Online-Sexaktivitäten.
  • Online-Spielsucht: Exzessives Spielen von Online-Games, oft verbunden mit sozialer Isolation und Vernachlässigung anderer Pflichten.
  • Informations- oder News-Sucht: Zwanghaftes Suchen und Konsumieren von Informationen und Nachrichten im Internet.
  • Online-Kaufsucht: Zwanghaftes Online-Shopping, oft über den finanziellen Möglichkeiten liegend.

Diagnose und Behandlung:

Die Internetsucht ist in einigen Klassifikationssystemen (z.B. ICD-11) als Verhaltenssucht anerkannt. Die Diagnose wird in der Regel anhand von klinischen Kriterien gestellt, die das Ausmaß der Beeinträchtigung im Alltag berücksichtigen.

Die Behandlung von Internetsucht umfasst in der Regel psychotherapeutische Ansätze, wie z.B. kognitive Verhaltenstherapie, um dysfunktionale Denkmuster und Verhaltensweisen zu verändern. In einigen Fällen können auch Medikamente zur Behandlung von Begleiterkrankungen wie Depressionen oder Angstzuständen eingesetzt werden. Selbsthilfegruppen und supportive Maßnahmen im sozialen Umfeld können ebenfalls hilfreich sein.

Wichtiger Hinweis: Gelegentliche oder intensive Internetnutzung allein bedeutet nicht automatisch Internetsucht. Entscheidend sind der Kontrollverlust, die negativen Auswirkungen auf das Leben und das Fortbestehen des Verhaltens trotz dieser Konsequenzen.

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