Tramadol – Wirkung, Risiken und Abhängigkeit im Überblick

Tramadol gehört zu den meistverschriebenen Schmerzmitteln, wenn herkömmliche Präparate nicht mehr ausreichen. Der synthetische Wirkstoff wirkt ähnlich wie Morphin, besitzt jedoch eine schwächere, aber langanhaltende schmerzstillende Wirkung. Da Tramadol das zentrale Nervensystem beeinflusst und ein hohes Suchtpotenzial aufweist, darf es ausschließlich auf Rezept abgegeben werden. Bei falscher Anwendung drohen schwere Nebenwirkungen und Abhängigkeit – weshalb eine ärztliche Kontrolle unverzichtbar ist.

Das Wichtigste in Kürze

  • Tramadol ist ein synthetisches Opioid mit hohem Suchtpotenzial
  • Nur auf Rezept erhältlich – keine frei verkäuflichen Präparate
  • Maximal empfohlene Dosis: 400 mg pro Tag
  • Nebenwirkungen: Übelkeit, Schwindel, Verwirrtheit, Halluzinationen
  • Bei Abhängigkeit ist eine Entzugstherapie zwingend notwendig

Was ist Tramadol und wie wirkt es im Körper?

Tramadol ist ein synthetisch hergestelltes Opioid, das Schmerzen über das zentrale Nervensystem hemmt. Es bindet an Opioid-Rezeptoren im Gehirn, verändert das Schmerzempfinden und steigert die Ausschüttung von Serotonin und Noradrenalin. Dadurch wirkt es zusätzlich leicht antidepressiv und angstlösend.

Was ist Tramadol für ein Medikament?

Tramadol ist kein eigenständiges Medikament, sondern ein Wirkstoff, der in zahlreichen Schmerzmitteln enthalten ist. Entwickelt wurde er von der Grünenthal GmbH. Seine analgetische Potenz liegt bei etwa 0,1 – also bei einem Zehntel der Wirkung von Morphin. Tramadol zählt zu den sogenannten schwachen Opioiden, die vor allem bei mäßig bis stark ausgeprägten Schmerzen verordnet werden.

Der Wirkstoff beeinflusst die Schmerzwahrnehmung, indem er die Weiterleitung von Schmerzsignalen hemmt. Trotz der geringeren Stärke im Vergleich zu Morphin besitzt Tramadol ein hohes Abhängigkeitspotenzial, da es Euphorie auslösen kann. Daher wird es ausschließlich auf Rezept verschrieben.

Wo ist Tramadol erhältlich und in welchen Formen wird es verabreicht?

Arzneimittel mit Tramadol sind nur in Apotheken erhältlich und dürfen nur mit ärztlichem Rezept ausgegeben werden. Sie unterliegen zwar nicht dem Betäubungsmittelgesetz, gelten jedoch aufgrund der starken Nebenwirkungen und Suchtgefahr als verschreibungspflichtig.

Tramadol ist in mehreren Darreichungsformen verfügbar: Tabletten, Tropfen, Zäpfchen (Suppositorien) sowie Retardtabletten. Retardtabletten setzen den Wirkstoff über einen längeren Zeitraum frei, wodurch die Wirkung gleichmäßiger, aber schwächer ausfällt. Diese Form wird häufig bei chronischen Schmerzen eingesetzt, um eine gleichbleibende Schmerzlinderung zu gewährleisten.

Darreichungsform Typische Dosierung (mg) Wirkungsdauer
Tropfen 50 mg / Dosis 4–6 Stunden
Zäpfchen 100 mg / Dosis 6–8 Stunden
Tabletten 50–100 mg / Dosis 6 Stunden
Retardtabletten 100–200 mg / Dosis bis zu 12 Stunden
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Wie wirkt Tramadol im Gehirn?

Tramadol passiert nach der Einnahme die Blut-Hirn-Schranke und wirkt direkt im zentralen Nervensystem. Dort bindet es an Opioid-Rezeptoren, wodurch die Weiterleitung von Schmerzsignalen unterbrochen wird. Gleichzeitig beeinflusst Tramadol die Konzentration der Neurotransmitter Serotonin und Noradrenalin. Diese chemischen Botenstoffe werden vermehrt ausgeschüttet und nicht sofort wieder in die Nervenzellen aufgenommen. Dadurch entsteht eine stimmungsaufhellende und angstlösende Wirkung. In vielen Fällen empfinden Patienten nach der Einnahme eine leichte Euphorie.

Diese psychotrope Wirkung birgt jedoch erhebliche Risiken: Sie kann den Wunsch nach wiederholter Einnahme verstärken und eine Suchtentwicklung fördern. Besonders gefährlich ist, dass die Schmerzschwelle bei langfristiger Einnahme sinkt – selbst leichte Schmerzen können dann als stark empfunden werden.

Wie schnell und wie lange wirkt Tramadol?

Die Wirkgeschwindigkeit hängt von der Darreichungsform, der Dosierung und der individuellen Körperchemie ab. Nach einer Injektion setzt die Wirkung meist innerhalb weniger Minuten ein. Tropfen und Schmelztabletten benötigen rund 15 bis 30 Minuten, Tabletten und Kapseln bis zu einer Stunde. Retardtabletten entfalten ihre Wirkung langsamer, halten dafür aber doppelt so lange an.

Wichtige Einflussfaktoren sind die mg-Dosis, die Schmerzintensität und die Stoffwechselgeschwindigkeit des Patienten. Während Tropfen rasch Linderung bringen, bieten Retardpräparate einen gleichmäßigen Wirkspiegel über Stunden. Für eine sichere Anwendung sollte die Dosierung stets ärztlich überwacht werden, da eine zu hohe Menge zu Kreislaufproblemen oder Atemdepression führen kann.

Tramadol – Wirkung, Risiken und Abhängigkeit im Überblick
Tramadol – Wirkung, Risiken und Abhängigkeit im Überblick

Richtige Dosierung und Anwendung von Tramal®

Die Dosierung richtet sich nach Art und Stärke der Schmerzen. Ärzte beginnen in der Regel mit einer niedrigen Dosis, die schrittweise erhöht wird. Die Tagesdosis sollte 400 mg nicht überschreiten. Bei Tropfen liegt eine Einzeldosis oft bei 50 mg, bei Zäpfchen bei 100 mg. Eine eigenmächtige Dosissteigerung kann zu gefährlichen Nebenwirkungen führen. Werden Symptome wie Schwindel, Erbrechen oder Halluzinationen bemerkt, muss sofort ärztlicher Rat eingeholt werden.

Für die Dauertherapie empfehlen Ärzte häufig Retardtabletten, um starke Schwankungen im Wirkspiegel zu vermeiden. Eine Einnahme in Kombination mit Alkohol, Beruhigungsmitteln oder Drogen ist strikt untersagt, da lebensbedrohliche Wechselwirkungen wie Atemstillstand auftreten können.

Detaillierter dualer Wirkmechanismus

Tramadol unterscheidet sich von klassischen Opioiden durch seinen einzigartigen dualen Wirkmechanismus, der die analgetische Wirkung verstärkt und kompliziert. Zum einen wirkt es als schwacher Agonist an den µ-Opioidrezeptoren im zentralen Nervensystem, was die klassische Schmerzlinderung bewirkt. Zum anderen hemmt Tramadol die Wiederaufnahme der Neurotransmitter Serotonin und Noradrenalin in den synaptischen Spalt.

Dieser zweite Effekt trägt zu einem zusätzlichen schmerzmodulierenden Mechanismus bei und erklärt auch das leicht stimmungsaufhellende Potenzial, das bei Missbrauch gesucht wird. Dieser doppelte Eingriff in den Neurotransmitterhaushalt macht das Absetzen von Tramadol komplexer als bei reinen Opioiden, da sich der Körper an zwei verschiedene Wirkstoffpfade anpassen muss.

Interaktionen und Risiken mit anderen ZNS-wirksamen Substanzen

Die gleichzeitige Einnahme von Tramadol mit anderen zentral wirksamen Substanzen birgt erhebliche Gesundheitsrisiken und muss zwingend vermieden werden. Besondere Vorsicht ist bei Medikamenten geboten, die ebenfalls auf den Serotonin-Haushalt wirken, wie bestimmte Antidepressiva (SSRI, SNRI) oder Migränemittel (Triptane); hier droht das lebensbedrohliche Serotonin-Syndrom.

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Zudem verstärkt Alkohol die dämpfende Wirkung von Tramadol auf das zentrale Nervensystem dramatisch, was zu lebensbedrohlicher Atemdepression führen kann. Auch andere Opioide, Beruhigungsmittel oder Schlafmittel können die Sedierung und die Gefahr der Atemnot stark erhöhen. Solche Interaktionen sind für die Beurteilung der Suchtgefahr und beim Entzug kritisch.

Rechtliche Einordnung und BtMG-Status in Deutschland

Im Gegensatz zu vielen anderen Opioiden wie Morphin oder Oxycodon unterliegt der Wirkstoff Tramadol in Deutschland nicht dem strengen Betäubungsmittelgesetz (BtMG), wird jedoch trotzdem als verschreibungspflichtiges Arzneimittel geführt. Dieser rechtliche Status führt oft zu Verwirrung, ist aber für die Abstinenz-Thematik relevant.

Obwohl es nicht im BtMG gelistet ist, besteht ein hohes Abhängigkeitspotenzial, und die Einnahme wird bei behördlich angeordneten Drogenscreenings (z. B. für die MPU) in der Regel als Nichteinhaltung der Abstinenz bewertet. Die rechtliche Unterscheidung ändert nichts an der medizinischen und suchtspezifischen Relevanz von Tramadol.

Risiken, Nebenwirkungen und Wechselwirkungen

Wie bei allen Opioiden treten auch bei Tramadol zahlreiche Nebenwirkungen auf. Besonders häufig sind Übelkeit, Schwindel, Verstopfung, Schwitzen und Kreislaufbeschwerden. Manche Patienten berichten über Halluzinationen und Verwirrtheitszustände. Durch die Wirkung als Serotonin-Wiederaufnahmehemmer kann ein sogenanntes Serotonin-Syndrom entstehen – eine gefährliche Überreaktion des Nervensystems mit Unruhe, Zittern und Übelkeit.

Tramadol darf nicht gleichzeitig mit MAO-Hemmern, Benzodiazepinen oder bestimmten Antidepressiva eingenommen werden. Auch Alkohol verstärkt die dämpfende Wirkung und kann Atemprobleme verursachen. In Schwangerschaft und Stillzeit wird Tramadol nur in Ausnahmefällen verordnet, da das Risiko einer Abhängigkeit beim Neugeborenen besteht.

Häufige Nebenwirkungen Beschreibung
Übelkeit & Erbrechen Reaktion des Magen-Darm-Systems
Schwindel & Benommenheit Blutdruckabfall, zentrale Dämpfung
Verstopfung verlangsamte Darmtätigkeit
Kopfschmerzen Folge des Serotonin-Ungleichgewichts
Halluzinationen & Verwirrtheit Reaktion auf erhöhte Serotoninspiegel

Tramadol-Abhängigkeit und Entzug

Die psychotrope Wirkung von Tramadol macht den Wirkstoff besonders gefährlich. Viele Patienten bemerken erst spät, dass sie abhängig geworden sind. Anzeichen sind gesteigerte Toleranz, Kontrollverlust und Entzugserscheinungen bei Absetzen. Diese äußern sich durch Unruhe, Schwitzen, Schlaflosigkeit, Zittern und Angstgefühle.

Ein abruptes Absetzen ist gefährlich. Stattdessen sollte die Dosis schrittweise reduziert werden („Ausschleichen“). Bei langjähriger Einnahme ist eine stationäre Entzugstherapie in einer spezialisierten Suchtklinik notwendig. Dort erfolgt neben der körperlichen Entgiftung auch eine psychologische Betreuung, um Rückfällen vorzubeugen. Mit professioneller Hilfe können Betroffene ihre Abhängigkeit langfristig überwinden und den Umgang mit Schmerz neu erlernen.

Fazit

Tramadol ist ein stark wirksames Schmerzmittel mit erheblichem Risiko. Es kann Schmerzen lindern, greift jedoch tief in das Nervensystem ein und verändert die Wahrnehmung dauerhaft. Aufgrund des hohen Suchtpotenzials darf Tramadol nur nach ärztlicher Anweisung eingenommen werden. Wer Anzeichen einer Abhängigkeit bemerkt, sollte sofort medizinische Hilfe in Anspruch nehmen – frühzeitig erkannt bestehen gute Chancen auf eine erfolgreiche Entwöhnung.

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Quellen:


FAQ

Wie lange ist Tramadol im Körper nachweisbar?

Die Plasmahalbwertszeit von Tramadol beträgt etwa 6 Stunden, aber seine Nachweisbarkeit variiert je nach Testmethode stark. In Urintests kann der Wirkstoff und seine Metaboliten oft noch bis zu 7 Tage nach der letzten Einnahme nachgewiesen werden.

Macht Tramadol schnell abhängig?

Ja, bei regelmäßiger oder hochdosierter Einnahme kann sich schnell eine körperliche und psychische Abhängigkeit von Tramadol entwickeln. Das Risiko steigt, je länger und in welcher Menge das Opioid eingenommen wird.

Wie unterscheidet sich Tramadol von Morphin?

Tramadol besitzt im Vergleich zu Morphin eine deutlich geringere analgetische Potenz, da es nur ein schwacher Agonist am µ-Opioidrezeptor ist. Zudem wirkt Tramadol zusätzlich als Serotonin- und Noradrenalin-Wiederaufnahmehemmer, was Morphin nicht tut.

Kann man Tramadol und Alkohol zusammen einnehmen?

Die gleichzeitige Einnahme von Tramadol und Alkohol ist äußerst gefährlich und sollte unbedingt vermieden werden. Alkohol verstärkt die sedierende Wirkung des Opioids auf das zentrale Nervensystem, was zu Bewusstlosigkeit und lebensbedrohlicher Atemdepression führen kann.

Welche Entzugserscheinungen sind bei Tramadol typisch?

Typische Entzugserscheinungen umfassen Übelkeit, Erbrechen, Magen-Darm-Beschwerden, aber auch Angstzustände und extreme Reizbarkeit. Aufgrund der SNRI-Wirkung können zusätzlich grippeähnliche Symptome und elektrische Schlag-Sensationen auftreten.

Fällt Tramadol unter das Betäubungsmittelgesetz (BtMG)?

Nein, Tramadol fällt in Deutschland nicht unter das BtMG und erfordert daher kein spezielles Betäubungsmittelrezept. Trotzdem ist es in jeder Darreichungsform rezeptpflichtig und muss ärztlich verschrieben werden.

Welche Dosierung von Tramadol ist die maximale Tagesdosis?

Die empfohlene maximale therapeutische Tagesdosis für Erwachsene beträgt in der Regel 400 Milligramm des Wirkstoffs Tramadolhydrochlorid. Bei Retardpräparaten kann die Einzeldosis höher sein, die Gesamtdosis pro Tag sollte aber nicht überschritten werden.

Wie gefährlich ist die Kombination von Tramadol und Antidepressiva?

Die Kombination von Tramadol mit bestimmten Antidepressiva (insbesondere SSRI und SNRI) kann das Risiko eines Serotonin-Syndroms drastisch erhöhen. Hierbei handelt es sich um eine potenziell lebensbedrohliche Überstimulation des Serotonin-Systems, die sofortige medizinische Hilfe erfordert.

Kann ich Tramadol für einen Abstinenznachweis (MPU) konsumieren?

Nein, obwohl Tramadol kein BtMG-Stoff ist, führt der Nachweis im Rahmen eines Drogenscreenings für einen Abstinenznachweis in der Regel zum Scheitern der Begutachtung. Es handelt sich um ein Opioid, dessen Konsum die geforderte Drogenabstinenz widerlegt.

Was ist der aktive Metabolit von Tramadol?

Der aktive Metabolit von Tramadol ist O-Desmethyltramadol (auch als M1 bekannt). Dieser Metabolit besitzt eine deutlich höhere Affinität zu den Opioidrezeptoren als der ursprüngliche Wirkstoff selbst und trägt maßgeblich zur Schmerzlinderung bei.

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