Psychophysiologischer Leistungstest

Was ist ein Psychophysiologischer Leistungstest?

Ein Psychophysiologischer Leistungstest ist ein diagnostisches Verfahren, das darauf abzielt, die Leistungsfähigkeit einer Person in bestimmten Bereichen (z.B. Aufmerksamkeit, Reaktion, Belastbarkeit, Konzentration) zu beurteilen, während gleichzeitig relevante physiologische Körperreaktionen gemessen werden. Der Kerngedanke ist, nicht nur das Ergebnis einer Aufgabe (z.B. Schnelligkeit, Genauigkeit) zu bewerten, sondern auch die körperliche Reaktion und Anstrengung zu erfassen, die mit der Bewältigung dieser Aufgabe verbunden ist.

Ziele und Zweck:

  • Objektivierung der Leistungsmessung: Durch die Einbeziehung physiologischer Daten soll eine objektivere Einschätzung der tatsächlichen Beanspruchung und der Ressourcenaktivierung während der Testung ermöglicht werden.
  • Erfassung von Belastungsreaktionen: Es kann gemessen werden, wie eine Person unter Stress oder Anforderung körperlich reagiert (z.B. Anstieg der Herzfrequenz, Schwitzen).
  • Beurteilung von Kompensationsleistungen: Manchmal können Personen trotz hoher physiologischer Anspannung (Stress) noch gute Testergebnisse erzielen. Der Test hilft zu beurteilen, wie stabil diese Leistung unter Belastung ist.
  • Identifikation spezifischer Defizite: Bestimmte Muster in den physiologischen Reaktionen können Hinweise auf spezifische Problembereiche geben (z.B. erhöhte Stressreaktion bei bestimmten Aufgaben).

Methodik:

Während die Testperson spezifische Aufgaben am Computer oder mit speziellen Geräten löst (z.B. Reaktionstests, Aufmerksamkeitstests, Wahrnehmungstests), werden physiologische Parameter abgeleitet. Dazu gehören häufig:

  • Herz-Kreislauf-Aktivität: Herzfrequenz, Herzfrequenzvariabilität (HRV)
  • Elektrodermale Aktivität (EDA): Hautleitfähigkeit bzw. Hautwiderstand (ein Maß für Schweißdrüsenaktivität und somit Erregung/Stress)
  • Muskelaktivität (EMG): Messung der Muskelspannung
  • Gehirnaktivität (EEG): In speziellen Fällen Messung der elektrischen Hirnströme
  • Atmung: Atemfrequenz und -tiefe

Die gemessenen physiologischen Daten werden dann in Bezug zu den Leistungsdaten (z.B. Reaktionszeiten, Fehlerraten) gesetzt und interpretiert.

Anwendungsbereiche:

Psychophysiologische Leistungstests kommen in verschiedenen Bereichen zum Einsatz:

  • Fahreignungsdiagnostik (z.B. im Rahmen der MPU): Ein sehr häufiges Anwendungsfeld zur Beurteilung der Belastbarkeit, Reaktionsfähigkeit und Aufmerksamkeitsleistung von Kraftfahrern.
  • Klinische Psychologie: Zur Diagnostik von Aufmerksamkeitsstörungen, Stresserkrankungen oder zur Beurteilung der Belastbarkeit von Patienten.
  • Arbeits- und Organisationspsychologie: Bei Eignungsuntersuchungen für sicherheitsrelevante Berufe (z.B. Piloten, Fluglotsen).
  • Sportpsychologie: Zur Analyse der Leistungsfähigkeit unter Wettkampfbedingungen.
  • Forschung: Zur Untersuchung von Zusammenhängen zwischen Kognition, Emotion und physiologischen Prozessen.

Zusammenfassend ermöglicht der Psychophysiologische Leistungstest eine umfassendere Beurteilung der Leistungsfähigkeit einer Person, indem er sowohl das äußere Verhalten (Testergebnis) als auch die inneren, körperlichen Reaktionen während der Aufgabenbewältigung berücksichtigt.

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